Stern am Horizont – nur das Beste ist gut genug
Ich schlage die Augen auf. Irgend ein Laut oder ein Geräusch hat mich geweckt.
Jetzt ist es still. Wohlig still.
Genüsslich neste ich unter der Bettdecke herum, strecke mich, reibe mir den Bauchnabel. Mein Blick schweift, noch sternenumhangen umher; von der Glaskuppe über den weissen, von Rundstäben getragenen Stoffhimmel und die Scherengitterwände. Vom Öfchen über meine Einrichtung und über mein Hab und Gut. Alles hat seinen Platz, jeder Gegenstand, jedes Ding ist genutzt, beseelt und bespielt. Über alle vier Backen lächelt meine Seele. Ich bin in meiner Jurte, und feue mich unsäglich auf den neuen Tag!
Nun höre ich von draussen Stimmen die sich nähern und wieder verebben.
Ich stehe auf und koche mir einen Tee, den ich draussen geniessen möchte. Dies dauert seine Zeit, da ich erst Feuer mache und auf dem Ofen Wasser erhitze.
Als ich etwas später die Türe öffne, saust mir Yolanda, eines unserer Hühner fast über die Füsse und gackert schimpfend davon.
Auf der Holzstufe vor meiner Jurte sitzend, schweift mein Blick über unseren wunderbaren Ort. Ein weitläufiger Garten mit altem Baumbestand, Beerensträuchern und Beeten. Mit vielen Nischen auf diversen Ebenen und einem Teich, den wir mit mit Bachwasser speisen. Die Hühner haben sich in der Nähe des Kompostes versammelt. Ich höre die Ziegenglöcklein irgendwo bimmeln. Was für ein Unterschied zur Winterzeit, wo alles still und weiss schläft, die Tage kurz und die Feuerstunden lang sind. Ich höre wieder Stimmen und winke hinüber zum Wirtschaftsgebäude, wo Ben und Silva eben das Frühstück auf dem Aussentisch bereitstellen.
Ich bin tatsächlich Teil (m)einer Gemeinschaft geworden. Was für ein Glück, lauter Lieblingsmenschen um mich zu haben und zu wissen und zu spüren, dass auch ich ein Lieblingsmensch bin. Einfach weil ich bin, wer ich bin.
Mit Freude im Herzen helfe ich mit, wo immer Nötig. Garten, Haushalt, Kinderbetreuung, Tiere versorgen, Marktstand oder Hofladen betreuen, Hand-werker-Hand anlegen, Singen, Tanzen, Sein, und Vieles mehr.
Freitags und auf Anfrage am Wochenende, bin ich in der Stadt, in unserer Gemeinnschaftspraxis und gebe Massagen.
Unsere Lebens- und Wohngemeinschaft zählt momentan 14 Herzen. Zwei Familien und fünf Menschen. Yora, die Jüngste , ist knapp Jährig, Noa wird demnächst 64 und schliesst den Altersbogen nach oben.
Wir haben oft Besuch, von Menschen die mit unserer Lenenskunst liebäugeln. Seit einem halben Jahr dauern nun die Verhandlungen mit den Nachbarn, um dort eine weitere Lebens- und Wohngemeinschaft zu schaffen.
Wenn mich das Fernweh packt, ich eine Auszeit brauche aus der Gemeinschaft, organisiere ich mir eine Reise mit unserem Büssli. Dies ist vorwiegend in der Winterzeit möglich.
Ich bin angekommen; im Gefühl für das Leben, wie ich es mir aus tiefster Seele wünsche.
Mein – Stern am Horizont -, sind die Gefühlsbilder, die ich nähre, die mir die Richtung weisen, wohin ich mein Leben lenke.
Nur das Beste ist gut genug.
Mein Bestes ist, was sich meine Seele aus tiefstem Herzen ersehnt.
Wann ich dort ankomme, weiss ich noch nicht. Die Gemeinschaft ist aber wichtiger als die Jurte.
Vielleicht auch ein Zimmer, ein Wohnteil ein (tiny)Haus in einer Gemeinschaft? in einem Wohn- und Lebensprojekt.
Das Gefgühlsbild-Ziel bleibt, denn es zaubert mir ein Lachen in die Seele.
Herzlich
Christyn